Peer Wandiger

Hallo Peer, freut mich dass Du Dir ein paar Minuten Zeit nimmst. Könntest Du Dich kurz meinen Blog-Besuchern in ein paar Sätzen vorstellen?

Hallo Michael, danke für die Einladung zum Interview.

Ich bin 34, verheiratet, Vater von zwei süßen (und teilweise auch anstrengenden) Mädchen und selbständiger Webworker. So erstelle ich z.B. Websites für regionale und überregionale Kunden. Das sind meist kleine Firmen und Selbständige. Nach dem Abi habe ich BWL studiert und danach in einer mittelständischen Firma die deutschen und internationalen Websites betreut. Seit 2006 bin ich nun selbständig. Seit Februar 2007 blogge ich auf Selbstaendig-im-netz.de und habe dort mittlerweile so um die 70.000 PageViews pro Monat. Seit März 2009 blogge ich zusätzlich nun auch auf Blogprojekt.de. Dort schreibe ich über alles rund ums Bloggen.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise ist in vielen Branchen momentan extrem zu spüren. Hat das deiner Meinung nach auch Auswirkungen auf die Web-Branche, im speziellen für Webdesigner und Online-Shops?

Wenn man den aktuellen Zahlen glauben schenken darf, dann ist eher das Gegenteil der Fall. Das Werbegeld geht von den klassischen Medien ins Netz. Das ist natürlich für Blogger und Webdesigner eine gute Nachricht. Ich kann mich seit Monaten auch nicht über zu wenige Aufträge beschweren. Es scheinen doch viele Firmen Ihr Heil im Web zu suchen. Und die generelle Entwicklung geht natürlich auch in Richtung Web. Immer mehr Leute shoppen online und deshalb sehe ich der Krise relativ gelassen entgegen.

Allerdings legen die Firmen noch stärkeren Wert auf den ROI. Eine schöne Website reicht nicht, die muss auch konkrete Ergebnisse bringen.

SEO ist für Webseitenbetreiber durch die steigende Webkonkurrenz extrem wichtig geworden. Kann man das alleine überhaupt noch meistern oder kommt man an professionellen SEO Anbietern gar nicht mehr vorbei?

Das kann man so pauschal nicht sagen. Der größte Teil der SEO-Arbeit ist Handwerk. Dieses kann man aus Fachbüchern und auch gutenSEO-Blog entnehmen. Allerdings spielt natürlich auch die Erfahrung eine große Rolle und ein Gespür dafür, was in einer speziellen Situation das beste wäre. Das bringt der Profi mit. Für regionale Unternehmen reicht meiner Erfahrung nach aber meist eine normale Suchmaschinenoptimierung. Diese können viele, aber nicht alle Webdesigner. Wenn man sich also die Referenzen eines Webdesigners anschaut, sollte man nicht nur auf das tolle Layout schauen, sondern auch auf die Positionen dieser Website in Google zu wichtigen regionalen Suchbegriffen.

In Deinem Blog „Selbstständig-im-Netz“ gibst Du regelmäßig Tipps und Tricks für „Home-SEO“. Wenn Du nur die drei wichtigsten Tipps nennen müsstest, welche wären das für Dich?

1. Guter Content
Wer gute und einzigartige Artikel schreibt, der hat schon mal die halbe Miete drin.
2. Basis-SEO

Man sollte die Wörter im Text verwenden, unter denen man gefunden werden will, man sollte die Meta-Angaben für jede Seite extra festlegen, man sollte Bildern einen ALT-Text geben, man sollte pro Seite nur ein Thema behandeln, man sollte eine gute interne Verlinkung umsetzen usw.

3. selber verlinken
Viele haben Angst zu anderen Websites zu verlinken. Doch das ist ein Fehler. Google schätzt es nach meiner Erfahrungen sehr, wenn Websites auch nach außen verlinken. Denn das Web lebt von gegenseitiger Verlinkung. Also Schluss mit dem Linkgeiz.

In einer „Fachzeitschrift“ las ich kürzlich eine Expertenmeinung wonach die klassischen „Blogs“ bald Tod seien. Stimmt das?

So was höre ich auch jede Woche. Als ich 2000 auf der Cebit, da haben mich solche Sprüche noch beeindruckt. Mittlerweile weiß ich, dass solche Pauschalaussagen nichts als heiße Luft sind. Natürlich wird z.B. Twitter auch seinen Markt finden und bestimmte Aspekte eines Blogs sind mit Twitter besser zu machen. Aber vorerst sehe ich kein Ende von Blogs. Zumindest von höherwertigen Blogs. Wer sowieso nur in seinem Blog mitgeteilt hat, wie der Morgenkaffee geschmeckt hat, der kann das mit Twitter einfachen machen. 😉
Aber das ist auch kein Verlust für die Blogszene.

Welche Blogs liest Du regelmäßig und warum?

Ich werde hier keine Liste von rund 100 Blogs aufzählen. Ich lese viele Blogs aus den unterschiedlichsten Themen-Bereichen von Business bis Sport. Schließlich will ich sowohl in den Themen, mit denen ich mich beruflich beschäftige, auf dem Laufenden bleiben, als auch Infos aus anderen interessanten Bereichen mitbekommen. Ich habe ja auch noch so etwas wie Freizeit, auch wenn es derzeit nicht viel ist. Deshalb muss ich auch immer mal meinen Feedreader etwas leeren. Denn wenn ich eines nicht leiden kann, dann sind es nicht gelesene Posts. 🙂

Was sind oder werden die kommenden Internettrends?

Schwer zu sagen. Ich finde Twitter interessant, halte den Hype darum aber für stark übertrieben. Ich bin auch eher ein Fan von Content. Ich möchte Informationen im Web und zwar gute. Und ich möchte Kontakte zu anderen Nutzern. Ob ich dies nun auf Blogs, Twitter, Facebook, StudiVZ oder normalen Websites finde, ist mir eigentlich egal. Für mich ist ein Blog kein Selbstzweck. Blogs sind für mich derzeit die beste Möglichkeit, meine Inhalte zu verbreiten. Wenn da in 3, 5 oder 10 Jahren was besseres kommt, habe ich auch keine Probleme zu wechseln.

Ich persönlich halte Twitter für eine Spielerei. Wie denkst Du über Twitter?

Wie schon gesagt, es ist viel heiße Luft in diesem Thema. Allerdings nutze ich Twitter nun auch seit einer Weile und es ist schon ein nettes Real-Time Info-Tool. Dort finde ich bestimmte News und interessante Links schneller als in Blogs. Allerdings nervt mich auch das massive Grundrauschen in Twitter. Da ist mir einfach zu viel Müll unterwegs und deshalb followe ich auch nur sehr wenigen ausgewählten Leuten. Es ist aber erstaunlich wie viel Traffic Twitter bringen kann. Es lohnt sich aus dieser Perspektive auf jeden Fall.

Vielen Dank für die ehrlichen Antworten Peer. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und Gesundheit für Dich und Deine Familie. Freue mich schon auf Deine weiteren Tipps und Trick rund ums Thema WebSelling.